Musik ist wichtig und komplex. Vor allem aber wunderschön.

Nicht das Wissen über Musik, sondern das praktische Tun steht in allen Klassen bis zum Ende der Oberstufenzeit im Vordergrund des Faches Musik. Sich Wissen über Musik anzueignen, Musik verschiedener Epochen und Stilrichtungen einschätzen zu können und ein reifes musikalisches Urteil zu erlangen, sind kognitive Lernziele, die v.a. in der Oberstufenzeit verfolgt werden. Sich singend, aber auch instrumental musikalisch auszudrücken, reproduzierend sowie improvisierend, sind die Hauptziele. Lesen und schreiben zu können sind wichtige Fähigkeiten, die jeder Mensch sich aneignen muss. Andere Dinge wie Schwimmen und Radfahren sollte auch jedes Kind erlernen. Ebenso sollte auch jedes Kind singen lernen. Kinder können nicht von allein singen, sie müssen es lernen wie Schwimmen auch. Aber oft lernen sie es nicht mehr, weder im Elternhaus noch im Kindergarten.

Diese Entwicklung war schon in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu beobachten und hat sich immer mehr verstärkt. Je mehr technische Geräte, Elektronik und Künstliche Intelligenz das Leben des Menschen bestimmen, desto mehr verlernt er Basisfähigkeiten, auch scheinbar ganz banale Dinge wie Schuhe zubinden oder beim Zudrehen einer Schraube die richtige Drehrichtung zu wählen. Viele Kinder sind heute nicht mehr richtig ‚in ihrem Körper drin‘.

Musik hat sowohl eine körperliche als auch eine geistige Komponente. Im Musikunterricht lernen die Kinder, Rhythmen zu klatschen, zu trommeln, auf Musikinstrumenten zu improvisieren, durch Nachahmung oder auch nach Noten kleine Instrumentalsätze zu spielen, Lieder mit Instrumenten zu begleiten. Sie lernen, die Stimme nicht nur zur Verständigung einzusetzen, sondern sie auch als Gestaltungsmittel zu benutzen. Sie lernen, richtig zu atmen, zu deklamieren, den Tonumfang ihrer Stimme zu erweitern, einen Ton richtig zu treffen, eine Melodie möglichst präzise zu singen. Schon eine einfache Tonleiter (Dur oder Moll) glockenrein zu singen, ist eine Kunst, die nur die wenigsten Menschen beherrschen. Vor allem der mehrstimmige Gesang einer Gruppe stellt komplexe Anforderungen nicht nur an die Stimmtechnik, sondern besonders an das Innere Hören des Menschen.

Dies zu erlernen, darum geht es im Musikunterricht an der Waldorfschule. Im ungünstigen Fall wird nur eine geringe Stufe des Könnens erreicht. Im besten Falle gelingen den Kindern oder Jugendlichen geradezu künstlerische Leistungen, die bei den Zuhörenden – und auch auch bei den Musizierenden selbst – Bewunderung, Anerkennung und sogar Ergriffenheit auslösen.