Bewegt und bewegend:

DIE EURYTHMIE

Bewegt und bewegend:

DIE EURYTHMIE

Bewegung ist Leben. Und Eurythmie ist Bewegung. Im Raum, in der Gruppe, im Kind.

In der Eurythmie geht es in jeder Altersstufe darum, Körperbewusstsein zu entwickeln und die Bewegungsmöglichkeiten differenziert auszubilden. Auch die sozialen Aspekte spielen eine große Rolle, das gleichzeitige Bewegen in einer Gruppe, Impulse gemeinsam zu gestalten, sind Schwerpunkte des Unterrichts. Die Eurythmie als Bühnenkunst macht sich zur Aufgabe, die Sprache so in Bewegung zu bringen, dass dem Publikum die Inhalte in reichen Bildern vermittelt werden. Es geht hauptsächlich darum, die Bewegung als Trägerin für alles, was an Impulsen, Gefühlen und Konzepten in einem Thema quasi zwischen den Zeilen lebt, erlebbar zu machen. Ist man nicht immer sehr berührt, wenn man sieht, was jemand fühlt? Wird ein Inhalt sichtbar, kann man noch viel differenzierter mitfühlen, als wenn man nur hören würde.

Ein Beispiel: Das Projekt „Die sechs Schwäne“ entstand aus einer freiwilligen Eurythmiegruppe, in der wir gemeinschaftsbildende Spiele machten, Tänze und auch Akrobatik übten. Nun wollten wir ein Märchen ausarbeiten, um verschiedene Rollen kennenzulernen. Wir begannen damit, die charakteristischen Bewegungseigenschaften der Figuren gemeinsam zu studieren, zum Beispiel die Verschrobenheit der bösen Hexe, die immer in einer verdrehten Körperhaltung agiert, die kindliche Leichtfüßigkeit, die königliche Aufrichtigkeit und die schwebende Bewegungsart der Schwäne. Auch die Wirksamkeit der Bühnenräume ist ein Kunstmittel der Eurythmie. Wo findet welche Szene statt? Wie wirkt es, wenn etwas im vorderen Raum geschieht, wie wenn es hinten ist, links und rechts? Und oben und unten in der Gebärde? Welches Verhältnis haben die Figuren zueinander? Und wie sprechen sie? Alles hat seine Bedeutung in Bezug auf die Interpretation. Jede Farbe ist Trägerin eines seelischen Aspektes und kann in den Kostümen berücksichtigt werden. Kinder nehmen im Hören und Sehen die Wahr-Bilder intuitiv auf. Die Aufgabe des Erwachsenen ist es, die Vorgänge zu deuten und sich selbst darin wiederzufinden. Um die eigene Rolle zu verstehen, fragten wir uns, was es bedeuten könnte, dass die Schwäne verzaubert und eigentlich in ein anderes Reich verbannt werden und dann Erlösung erfahren durch die Standhaftigkeit der Schwester. In der Zauberflöte kommt das Motiv ja auch vor: „Sei standhaft, duldsam und verschwiegen“. Und dabei sammelt die Schwester auch noch Sternenblumen, die sie zu Hemdchen zusammennäht … Ein Bild für uns Erwachsene, das vielleicht im Alltag den Blick auf die zarten, glänzenden Momente richten hilft, die es zu verknüpfen gilt.